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am Anton

16 Tage Deutsche SchülerAkademie  – eine einzigartige und wertvolle Erfahrung

Verfasst von: Nick H.

Intellektuelle und soziale Herausforderungen durch eine 16-tägige Teilnahme an einem Kurs auf Hochschulniveau – das verspricht die Deutsche SchülerAkademie (DSA). Die Begabungsbeauftrage am Anton, Frau Düstersiek, hat eine Gruppe ausgewählter Schülerinnen und Schüler letztes Jahr auf das Angebot der DSA aufmerksam gemacht, für das die Schule bis zu zwei Teilnehmende vorschlagen darf. Vor der Teilnahme in den Sommerferien hatte ich natürlich einige Bedenken, habe mich letztendlich nach dem Lesen von überaus positiven Erfahrungsberichten über die DSA aber dazu entschlossen, mich auf das begehrte Angebot einzulassen, um einige Erfahrungen zu sammeln, und daher einem Schulvorschlag zugestimmt.

Im Sommer nimmt die Deutsche SchülerAkademie Fahrt auf

Die Deutsche SchülerAkademie ist ein außerschulisches Programm des Talentförderzentrums Bildung & Begabung zur Förderung besonders begabter und motivierter Oberstufenschülerinnen und -schüler der beiden letzten Jahrgangsstufen vor dem Abitur. Unter Anleitung von qualifizierten Kursleitenden arbeitet man 16 Tage lang an in einem Kurs mit 14-16 Teilnehmenden an anspruchsvollen Themen. Zur Teilnahme an der DSA kann jedes Jahr entweder ein Selbstvorschlag oder – wie in meinem Fall – eine Nominierung der Schule in Form eines Schulvorschlags bis Ende Februar eingereicht werden. Der Schulvorschlag umfasst ein Empfehlungsschreiben der Schule, welches dankenswerterweise Frau Fredebölling für mich erstellt hat. Anfang März kann dann die Kurswahl inklusive Kurspriorisierung abgegeben werden. Die Zu- und Absagen für die Akademien, die zwischen Juni und August stattfinden, werden Ende April verschickt.

Durch das Bewerbungsprozedere der DSA muss einiges an Flexibilität mitgebracht werden, da die Akademien der DSA über den Sommer verteilt stattfinden und jeder Kurs einer Akademie zugeordnet ist. Somit war mir bei meiner Kurswahl im März nicht klar, für welchen Kurs ich eine Zusage erhalte und musste mir entsprechend die gewählten Kurstermine freihalten.

Angekommen im Marstall Clemenswerth in Niedersachsen

Mein Kurs hat in der Akademie Clemenswerth stattgefunden; meine Skepsis ist auf der Anreise noch einmal gewachsen, da 16 Tage Akademie eine durchaus lange Zeit in den Sommerferien sind. Kurz nach meiner Anreise bin ich auf verschiedenste und zugegebenermaßen teilweise auch spezielle Persönlichkeiten gestoßen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fand ich unter den insgesamt ca. 80 Akademieteilnehmenden jedoch schnell Gleichgesinnte.

Uns wurden Namensschilder gegeben und Zimmer zugewiesen, in denen wir mit zwei bis drei weiteren Teilnehmenden untergebracht waren. Die Akademieleitung stellte sich uns und den Tagesablauf vor: Jeder Tag begann mit dem Frühstück zwischen 07:30 und 08:30 Uhr, anschließend fand das Plenum um 08:30 Uhr statt und danach fanden wir uns zu zwei Kurseinheiten à drei Stunden zusammen. Zwischen diesen Kurseinheiten lagen eine lange Mittagspause und das Mittagessen. Nach der letzten Kurseinheit hatten wir beim Abendessen Zeit, den Tag zu reflektieren, bevor wir unseren Abend frei gestalten konnten. Die Kurseinheiten vergingen wie im Flug und meine Sorge, dass die Zeit dort nur aus Lernen bestehen könnte, war völlig unbegründet.

Meine Erfahrung auf der Akademie war, dass die thematische Arbeit in den Kursen allein nicht entscheidend war, sondern vielmehr die zwischenmenschlichen Kontakte im Vordergrund standen. So gab es zum Beispiel jeden Tag kursübergreifende Aktivitäten (küAs) von Teilnehmenden und Kursleitenden, in denen ich viel Neues ausprobiert habe, wie z. B. historisches Tanzen, Häkeln und Yoga, wobei die Akademieleitung stets bemüht war, uns diverse Aktivitäten durch die Bereitstellung von Materialien zu ermöglichen. Durch die vielen Freizeitschienen gab es genügend Zeit, um sich zu unterhalten oder etwas zu unternehmen, wie z. B. in die Stadt zu gehen. Der allgemeine Wille und die Motivation, etwas Neues auszuprobieren, war ansteckend, sodass ich Aktivitäten ausprobiert habe, die mir zunächst nicht attraktiv schienen; letztendlich hat es sich jedoch gelohnt, etwas Neues auszuprobieren. Denn die DSA hat es jedem ermöglicht, seine „Komfortzone“ zu verlassen und durch eine Experimentierfreudigkeit bzw. Offenheit über seine Grenzen hinauszugehen und sich selbst in verschiedensten Arten und Weisen zu erfahren. Das Konzept der DSA beruht grundsätzlich auf Vertrauen, weshalb es u. a. auch keine festgelegten Schlafzeiten gab. Das führte zu langen nächtlichen Gesprächen bis zum nächsten Morgen.

Darüber hinaus gab es einen Zukunftsabend, einen Exkursionstag, ein Sportturnier, eine Halbzeit- und Abschlussparty, ein Akademiekonzert sowie einen „bunten Abend“: Der Zukunftsabend diente zur Studien- und Berufsorientierung durch persönliche Gespräche mit den Akademieleitenden. Am „bunten Abend“ wurden am letzten Abend verschiedene Performances der Kurse und der Akademieleitung aufgeführt. Für den Exkursionstag konnten verschiedene Exkursionen gewählt werden, wie z. B. eine Fahrradtour, ein Städtetrip, Kanufahren oder Wandern. Ich habe mich für den Städtetrip nach Emden entschieden, wo wir leider von dem Angebot der Stadt enttäuscht waren, und anschließend einen längeren Fußweg zur Nordsee auf uns genommen haben – es war Ebbe.

Die Qual der Wahl: Kurse aus den Bereichen MINT, Kunst, Sprach- und Gesellschaftswissenschaften

Als Erstwunsch hatte ich den informatischen Kurs „Digitale Forensik und Reaktion auf Zwischenfälle“ und als Zeitwahl den sprachphilosophischen Kurs „Wie passt die Sprache zur Welt? – Philosophie der Referenz“ gewählt, für den ich letztendlich auch angenommen wurde. In dem Kurs haben wir uns mit Eigennamen wie z. B. Julius beschäftigt und wie wir unter Zuhilfenahme verschiedener Mittel der deutschen Alltagssprache auf unzweideutige Weise Bezug auf eine bestimmte Person nehmen. Innerhalb der sprachanalytischen Philosophie haben wir verschiedene Positionen im historischen Längsschnitt am Beispiel von Sprachphilosophen wie Gottlob Frege und Bertrand Russell argumentativ analysiert. Dazu gehörte die Einarbeitung in deutsch- und englischsprachige Literatur.

Zu jeder Akademie wird am Ende eine Dokumentation angefertigt, die u. a. aus wissenschaftlichen Arbeiten der Kurse bestehen. Daher musste jeder Kursteilnehmende ein ca. zweiseitiges Essay über ein zum Kurs passendes Thema schreiben, das verschiedene Korrekturschleifen der Kursleitenden durchläuft. Ebenso findet gegen Ende der Akademie eine Rotation statt, in welcher jeder Kurs einen Einblick in die Themenarbeit der anderen Kurse auf der Akademie durch kurze Referate gewonnen hat.

Vor allem durch die Arbeitsatmosphäre war die Kursarbeit kaum mit dem Schulunterricht vergleichbar, da der gesamte Kurs locker, motiviert und harmonisch war, mit den Kursleitenden auf Augenhöhe gearbeitet wurde und sie auch durch die Freizeitangebote persönlich kennengelernt werden konnten. Besonders durch aktuelle Debatten innerhalb der Wissenschaft über z. B. die Auslegung verschiedener philosophischer Texte wurde im Vergleich zum Schulunterricht ein völlig neuer Horizont eröffnet.

Aufhören, wenn es am schönsten ist …

Nach den 16 Tagen mussten wir uns alle voneinander verabschieden. Es ist erstaunlich, welch innige Freundschaften sich innerhalb von nur 16 Tagen bilden können. Es hat nach der DSA bereits diverse Nachtreffen gegeben und weitere sind geplant.

Als ich zurückgekommen bin, haben mir viele die Frage gestellt, was mir die Akademie eigentlich gebracht hat: Zum einen wird man in den „Club der Ehemaligen“ (CdE) aufgenommen, welcher weitere Akademien und Angebote für ehemalige Teilnehmende anbietet. Außerdem hat man sich durch die vielen Kontakte ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut, von welchem man in Zukunft sicherlich profitieren kann. Zudem konnten durch die zahlreichen Angebote verschiedenste Fragen rund ums Studium und Stipendien geklärt werden.

Und am wertvollsten: Eine einzigartige Erfahrung und viele Freundschaften!

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Frau Düstersiek für die Koordination und bei Frau Fredebölling für die Erstellung des notwendigen Gutachtens bedanken. Ohne Ihre Unterstützung hätte ich diese einzigartige und wertvolle Erfahrung nie sammeln können!