
Ich habe für zwei Wochen unsere Partnerschule, also die weiterführende Schule Zespół Szkół im. I.J.Paderewskiego in Knurów (PL) besucht. Der Austausch wurde mithilfe von Erasmus organisiert, bei dem mir Sylwia, meine neunzehnjährige Austauschpartnerin, zugeteilt wurde. Wir nahmen erstmals Kontakt übers Internet auf Polnisch auf, weil ich muttersprachlich fließend Polnisch spreche. Anfang März lernte ich dann Sylwia und meine Gasteltern zum ersten Mal persönlich kennen. Direkt am ersten Tag besuchten wir die Radiostation in Gleiwitz, ein historischer Ort, der an den Anschlag und die Sabotage vor Kriegsbeginn erinnert. In der Schule besuchte ich sehr viele Klassen aus verschiedenen Stufen. Dadurch habe ich aber sehr viele Kontakte geknüpft, weil die anderen Schüler mich von selbst von allen Seiten angesprochen haben. Ich wurde außerdem gebeten, das Münsterland und unsere Schule in mehreren Klassen vorzustellen. Nach der Schule verbrachte ich die Zeit mit anderen Schülern oder meiner Gastfamilie in Knurów selbst oder in umliegenden Städten und erkundete diese. Die Kultur Oberschlesiens, die Region in der Knurów liegt, wurde sehr stark von Bergbau geprägt. Aus dem Grund habe ich auch zwei Bergbau-Stollen besichtigt. In einem ist man sogar in einem Boot unterirdisch durch die Kanäle geschwommen. Außerdem habe ich in Gleiwitz die Altstadt und das tropische Gewächshaus besichtigt sowie in Kattowitz das Schlesische Nationalmuseum erkundet und habe mir dort den sogenannten „Nikiszowiec“ angeschaut, was damals ein Viertel von Kattowitz war, welches für Arbeiter eines Bergbaus erbaut wurde. Nebenbei habe ich an einem Klassenausflug teilgenommen, der mich zum Dokumentationszentrum über die Deportation Oberschlesiens in die UdSSR im Jahr 1945 führte.
Das Schulsystem in Polen hat mir nicht besonders gefallen, weil dort die schriftliche Leistung mehr zählt, wodurch mehr Tests und Arbeiten geschrieben werden und der Unterricht relativ passiv ist. Insgesamt wurde ich aber von sowohl den Lehrern als auch den Schülern sofort in die Gemeinschaft eingeschlossen und habe neue Freunde gefunden. Ich habe mich mit Sylwia, meiner Austauschpartnerin, super verstanden. Anschließend hat sie für zwei Wochen auch unsere Schule besucht.
Der Austausch hat mir gezeigt, dass man mit ein wenig Offenheit überall zurechtkommen kann und dass uns alle die europäische Gemeinschaft verbindet.
